Eisenbahn im Modell

"Eine eigene kleine Welt gestalten und bauen. Gleichermaßen Technikwissen und künstlerlische Schaffenskraft fördern - beim modellieren und gestalten von Landschaften, Bergen, Brückenkonstruktionen, Tunnelkonstruktionen und Landschaftsbau mit Bächen, Bäumen, Tierszenen."

Mit diesen Worten versuche ich zusammenzufassen, was das wesentliche an der Märklin-Modelleisenbahnanlage ausmacht. Da vielerlei Aspekte mit hineinspielen ist es schwierig, alles so kurz und prägnant auf einen Punkt zu bringen. Viele Aufgaben waren zum Zeitpunkt der Entsteheung der Grundanlage noch für einen 17-jährigen Schüler zu schwer gewesen. Dennoch wurde mit der Planung für den Aufbau der Eisenbahn bereits während der gymnasialen Oberstufe begonnen und Herausforderungen in Kauf genommen, die es im Laufe der Jahre zu lösen galt.



Doch zunächst einige Grundfragen: Warum eine Märklin-Eisenbahn ? Warum in Dreileiter-Schienentechnik ?
Diese Fragen sind schnell beantwortet. Denn angefangen mit der Modelleisenbahn hatte mein Opa Rudolf Abele. Noch von vor dem Krieg hatte mein Opa eine Blecheisenbahn von Märklin mit aufziehbarem Uhrwerksmotor - wahrscheinlich aus seiner Kindheit - in der Spur 0. Diese war leider sehr unvollständig und wurde daraufhin verkauft und gegen neue Märklin-Produkte eingetauscht. Denn nach dem zweiten Weltkrieg hat mein Opa für meinen Papa eine Märklineisenbahn in der Spurgröße H0 gekauft gehabt, die immer an Weihnachten aufgebaut wurde und nach ca. 2 Wochen wieder im Keller verschwand. Damit wurde die Eisenbahn als Spielzeug als etwas besonderes erlebt, das nur am höchsten Feiertag der Christenheit - an Weihnachten - als Spielzeug zur Verfügung stand.



Auch mein Papa hat diese Tradition aufgegriffen und ließ mich und meinen Bruder nur an Weihnachten "die Eisenbahn aufbauen". Die Schienen wurden im Wohnzimmer und quer durch die ganze Wohnung verlegt, die Weichen waren zwar schon seit jeher elektrisch schaltbar, aber die Kabel wurden abgeschnitten und diese von Hand betätigt. Als wir nach Waldenbuch gezogen sind und die Räumlichkeiten eine kreisförmige Verbindung Küche-Gang-Wohnzimmer-Esszimmer-Küche hatten, wurde ein großer Kreis durch das ganze Haus gelegt. Alle spielten mit: meine Mama hat die offenen Güterwägen in der Küche mit selbstgebackenen Gutzle und einige Ripple mit Schokolade beladen, dieser Zug wurde von meinem Papa gesteuert und setzte sich in Richtung Wohnzimmer in Bewegung, wo er dann von mir und meinem Bruder entladen und seiner kostbaren Fracht beraubt wurde :-)



Da Märklin immer schon im Dreileiter-System Schienen, Lokomotiven und Wagen angeboten hatte, wurde das System nie in Frage gestellt. Erst als ich mich in der Mittelstufe und Oberstufe mit Freunden, die auch Eisenbahnen hatten und teilweise Zweileiter-Schienen von Fleischmann oder Arnold hatten, wurde ich mir über die Vorteile dieses Systems bewußt. Hatten wir doch schon seit eh und je die Schienen in wilden Konstruktionen mit Kehrschleifen und selbergebauten Holzbrücken beliebig miteinander verbunden und mußten nie einen Gedanken an die Kontaktierung gerade bei Kehrschleifen verschwenden, war das die Haupteinschränkung bei meinen Freunden mit Zweileiter. Auch das Umschalten der Lokfahrrichtung war bei ihnen nur über das Gleis möglich, bei uns schaltete jede Lok einzeln um. Insgesamt ist das Märklin-Dreileitersystem das einfachere und unkompliziertere System für Kinder und verspielte Erwachsene. Meinem Papa war immer wichtig gewesen, unsere Kreativität zu födern und dem möglichst keine Hindernisse in den Weg zu stellen. Bis dahin waren alle Anlagen meiner Freunde noch analog, d.h. die Lokgeschwindigkeit wurde über die Höhe der Spannung in der Schiene bestimmt. Das hatte zur Folge, dass ein Trafo mit Fahrhebel alle Lokomotiven in Bewegung versetzte, die auf seinem Stromkreis standen. Getrennte Loksteuerungen waren demnach nicht möglich.


Der Schwenk zur Festanlage mit Landschaft
Mein zunehmendes Interesse an der elektrischen Technik hinter der Modelleisenbahn bewegte mich dazu, die Anlage nicht nur an Weihnachten, sondern ganzjährig auf einer Sperrholzplatte in etwa 1m Höhe aufzubauen. Denn nur so konnte ich die elektrischen Weichen, Signale und Entkupplungsgleise auch anschließen und ferngesteuert schalten. Zuerst wurde eine recht simple zweikreisige Bahnstrecke auf der Grundplatte in nur einer Ebene gebaut. Diese war recht schnell viel zu langweilig und ich begann mit dem Modellieren von Bergen. So wurde der hintere Anlagenteil mit Styroporplatten angehoben und rechts und links eine Abfahrt gebaut. Unter dem erhöhten Teil der Anlage war nur Platz für einen Tunnel. Lange Zeit verbrachte ich damit, die Weichen anzuschließen und die Landschaft mit Gebirgen, Tunneln und Brücken zu gestalten und mit Gips zu modellieren. Anschließend wurde die Gipslandschaft entweder grün angestrichen und anschließend mit Streumaterial beklebt, um so eine Wiesenlandschaft nachzubilden, oder es wurden Felsen in verschiedenen Grautönen versucht nachzubauen.

Leider sind von dieser ersten Ausbaustufe keine Fotos vorhanden, da ich zu dieser Zeit noch keine Digitalfotos von der Anlage gemacht hatte. Die weiteren Ausbaustufen der Anlage werden im weiteren in der Entstehungsgeschichte erläutert.
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